„Doch, Sams Landhaus kenne ich schon“, sagt der Vater von Sams Kindergartenfreundin, als wir Sonntag auf dem Spielplatz sitzen und uns die Kinder zurufen „Wir müssen packen für Sams Landhaus!“ und ich zur Erklärung ansetzen will.
„Meine Tochter erzählt ständig davon. Wo ist es noch mal? In Komo – Kommode, oder sowas?“, fährt er fort.
Sam wünscht sich nichts sehnlicher als ein Landhaus. Für ihn wäre das ultimative Glück ein Haus auf dem Land, wo „ish immer in die Wald gehe kann zu den Tieren!“
Da wir kein Landhaus haben, hat sich Sam vor ein paar Wochen sein eigenes, virtuelles Landhaus gebaut. Eines, das man überall mit hinnehmen kann, ohne lange Anfahrten: Sein ganz eigenes Landhaus auf Komodo Island.
Das Wetter ist immer schön und es leben mittlerweile 10 Katzen und 3 Hunde dort. Wobei es am Wochenende eine schlimme Katzenepidemie gab und 5 Babykatzen „von Krebs gesterbt sind“.
Aber sonst ist Sams Landhaus ein Architektur gewordener Traum. Es ist warm dort, er hat „Dieners“, die ihm und seinem Freund Carlos den ganzen Tag lang „Passionfruit – Sorbet“ und „Maultaschen“ bringen. Die Bäume sind hoch genug für ein Baumhaus. Man kann dort Dschungelsafaris unternehmen, Bären und Orang Utans sehen, aber auch Rehe im Wald beobachten. Es gibt einen Strand, keine Mücken und manchmal ein paar „Diebes“, aber die werden von Sam und Carlos immer überwältigt. Ja, ein bisschen Aufregung muss ja auch sein. Sonst wird es langweilig im Paradies.
Sam erzählt sich sehr viele Geschichten von seinem Landhaus und oft sitzt er auf dem Wohnzimmerboden – befindet sich aber natürlich im Landhaus – und spielt mit seinen Kuscheltieren. Alles in und an ihm löst sich, so ein virtueller Trip ist gleichbedeutend mit Erholung und Tiefentspannung.
Und tatsächlich erinnert es mich an einen ähnlichen Mechanismus, den ich gerne verwende, wenn ich zu viel auf dem Schreibtisch liegen habe: Ich stelle mir vor, ich hätte gar nichts zu tun. Überhaupt nichts! Ich würde gerade in der Sonne auf Mallorca sitzen und Kaffee trinken. Oder ich schlendere durch die Straßen Berlins und stelle mir vor, dass ich mindestens eine Woche frei habe. Es ist enorm, wie sich durch diesen Trick jede Zellen, mein gesamtes Nervensystem entspannt.
Ich habe das Gefühl, dass ich mich von der Haarwurzel bis zum kleinen Zeh entspanne. Wenn ich mich dann eine halbe Stunde später meinem Schreibtisch stelle, fühle ich mich wie nach einem Kurzurlaub. Ist das nicht sensationell? Ganz ohne Flug oder Kosten kann man sich so entspannen? Und wer erinnert mich daran, dass man das viel öfter machen sollte? Mein Sohn.
Ich glaube, ich werde mir jetzt auch so ein Landhaus einrichten. Mit viel Platz für Freunde, einen großen Pool, einer langen Tafel, an der wir alle zusammen abends sitzen können und es scheint die Sonne. Nur manchmal, wenn ich auf der Couch kuscheln möchte, um mir Schnulzen anzuschauen, dann regnet es in Strömen. Schnulzen anschauen ist bei prasselndem Regen schöner. Ich habe Rhododendron, Ranunkel und Rittersporn im Garten. Zitronenbäume stehen neben Feigenbäumen und Himbeersträucher wechseln sich mit Apfelbäumen und Palmen ab.
Aber wo steht dieser Palast der Ruhe? In Südfrankreich? Auf Mallorca? Ach, ich Anfänger, ich argumentiere mit Erreichbarkeit! Natürlich in der Karibik, in Rio, auf Sri Lanka!
„Den Freiheitsdrang des Geistes hält niemand auf“, sagte der deutsche Philosoph Manfred Hinrich. In diesem Sinne: Wo steht euer Landhaus?
Happy monday und laßt uns die Woche doch erst mal einen kleinen Kurzurlaub beginnen!
Tags: Reise Vorbild
4 Comments
an den wilden Küsten Schottlands! Gerne auf Sky… mit Blick auf die aufgewühlte See, mit riesen Panoramafenster im Wohnzimmer, damit es warm und kuschelig, aber trotzdem sonnig und naturverbunden ist…..hach, ich bin dann mal weg….*träum*
Liebe Diana,
WOW, da besuche ich Dich mal! Hört sich toll an. Gute Reise! Liebe Gruß Lucie
Na endlich höre ich so etwas auch einmal von anderen. Unser dreijähriger Sohn (mit dem wir aktuell in Thailand Leben ) erzählt ständig ausführlichst von seinem „anderen zu Hause“ das auch ein Paradies zu sein scheint. Etwas irritiert mich die Tatsache, dass er dort drei Väter aber keine Mutter hat. Irgendwelche Ideen dazu?
Liebe Victoria,
sehr interessant. Hast Du ihn mal selber gefragt? Meistens kommt man ja gar nicht auf die Gedankengänge eines Dreijährigen. Würde mich auch sehr interessieren was dahinter steckt.
Lieben Gruß nach Thailand
Lucie