Als Sam seine erste Geburtstagseinladung aus der Kitatasche zieht, platzt er fast vor Stolz. Und ehrlich gesagt, ich irgendwie auch. Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass er im gesellschaftlichen Londoner Kita-Leben angekommen ist? Die Einladung ist von Greta, einem Mädchen aus seiner Gruppe, von der ich noch nie zuvor gehört hatte. Aber Sam beteuert, dass er „really mit she spielt“. Na gut. „Was könnte Greta denn für ein Geschenk gefallen?“, frage ich ihn. Kurzes Überlegen, dann die explizite Antwort: „A musicbox mit einer Princesse drauf die danced.“ Auweia. Mein Sohn ist ein Frauenversteher.
Während ich mir also die Hacken abrenne nach einer „musicbox mit einer Princesse drauf die danced“, sucht Sam sich hustend seine Geburtstagsgarderobe aus: Star Wars T-Shirt und Löcherjeans. Der Husten ist in den letzten Tagen immer stärker geworden und um sicher zu gehen, dass wir bloß keine ansteckende Bronchitis mitbringen, gehen wir am Montag noch schnell zum Arzt. Nach drei Minuten ist klar: „It is just a very annoying winter cough that might last another 2 weeks“, aber da wir ja für die 40 minütige-Konsultation bereits 140 Pfund gelatzt hatten, heißt es jetzt die weiteren 37 Minuten zu füllen. Und wer kann besser smalltalken als der Engländer im Allgemeinen und im Besonderen?
Die Ärztin legt also los und zwei Minuten später sind wir schon bei dem Thema Geburtstage angekommen, also Kindergeburtstage Ihre Tochter wird nämlich ebenfalls vier und sie ist im Organisationstress. Und während ich wissend nicke und mit naiven Kommentaren mitzuhalten versuche: „Yeah, birthday partys for 4-year olds are nerve wracking“, dämmert mir langsam, dass wir hier von völlig verschiedenen Partys reden. Ach was sage ich, da liegen Universen dazwischen.
Alleine ihr Budget für die Luftballons liegt bei 100 Pfund. 100 Pfund! Laut Umrechnungstabelle sind das 128 Euro! Hallo? Ich bin sicher, mich verhört zu haben. Aber nein, 100 Pfund ich habe richtig gehört, weil die 100 Gäste ja auch eine schöne Auswahl an Ballons haben sollen. 100 Gäste?? Ich hake noch mal nach, ob ihre Tochter wirklich 4 oder 40 Jahre alt wird? Nein tatsächlich, ihre Tochter wird 4 und sie muss noch soviel organisieren: die Dekoration des Restaurants, das sie gemietet hat, das Kuchendesign entscheiden, die Snacks, die Give-aways.
Bei ihrer Aufzählung steht mir schon der Angstschweiß auf der Stirn. Erwartet uns am kommenden Sonntag etwa auch so eine Geburtstagsparty? Ist unser Geschenk überhaupt das richtige? Oder viel zu billig? Oh, Gott, was ziehe ich bloß an? Sollte ich mir vorher noch mal die Nägel machen lassen? Und Sam kann unmöglich in Löcherjeans und dreckigem Star Wars T-Shirt losziehen. Das heißt, wir alle müssen uns und unsere Garderobe komplett grundsanieren.
Völlig erschöpft verlasse ich mit Sam die Arztpraxis. Marc ruft an: „Und, alles okay?“ „Neeeein!!“, brülle ich ins Telefon. Ich höre wie Marc schluckt: „Was hat er denn? Ist es mehr als Husten?“ „Ach, das“, winke ich ab, „blöder Winterhusten, schnickschnack, aber du hast ja keine Ahnung, was uns am Sonntag blüht! Eventuell müssen wir einen Kredit aufnehmen für das Geschenk und drei neue Outfits und mein komplettes Make-over!“
„Lucie, ich habe keine Ahnung wovon du redest! Komm nach Hause.“
Sam steht neben mir auf dem Scooter und will ein Eis und dann den Bus nach Hause nehmen. „Wir laufen und ein Eis gibt es vor Sonntag nicht mehr. Das können wir uns nicht mehr leisten“, zische ich angestrengt. Sam schaut mich entnervt an, während ich ihn mit hektischen Schritten nach Hause stampfe.
Oh, Gott, ich kriege nen Vogel, wenn ich nur an Sonntag denke. Next week more news.
Als Sam seine erste Geburtstagseinladung aus der Kitatasche zieht, platzt er fast vor Stolz. Und ehrlich gesagt, ich irgendwie auch. Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass er im gesellschaftlichen Londoner Kita-Leben angekommen ist? Die Einladung ist von Greta, einem Mädchen aus seiner Gruppe, von der ich noch nie zuvor gehört hatte. Aber Sam beteuert, dass er „really mit she spielt“. Na gut. „Was könnte Greta denn für ein Geschenk gefallen?“, frage ich ihn. Kurzes Überlegen, dann die explizite Antwort: „A musicbox mit einer Princesse drauf die danced.“ Auweia. Mein Sohn ist ein Frauenversteher.
Während ich mir also die Hacken abrenne nach einer „musicbox mit einer Princesse drauf die danced“, sucht Sam sich hustend seine Geburtstagsgarderobe aus: Star Wars T-Shirt und Löcherjeans. Der Husten ist in den letzten Tagen immer stärker geworden und um sicher zu gehen, dass wir bloß keine ansteckende Bronchitis mitbringen, gehen wir am Montag noch schnell zum Arzt. Nach drei Minuten ist klar: „It is just a very annoying winter cough that might last another 2 weeks“, aber da wir ja für die 40 minütige-Konsultation bereits 140 Pfund gelatzt hatten, heißt es jetzt die weiteren 37 Minuten zu füllen. Und wer kann besser smalltalken als der Engländer im Allgemeinen und im Besonderen?
Die Ärztin legt also los und zwei Minuten später sind wir schon bei dem Thema Geburtstage angekommen, also Kindergeburtstage Ihre Tochter wird nämlich ebenfalls vier und sie ist im Organisationstress. Und während ich wissend nicke und mit naiven Kommentaren mitzuhalten versuche: „Yeah, birthday partys for 4-year olds are nerve wracking“, dämmert mir langsam, dass wir hier von völlig verschiedenen Partys reden. Ach was sage ich, da liegen Universen dazwischen.
Alleine ihr Budget für die Luftballons liegt bei 100 Pfund. 100 Pfund! Laut Umrechnungstabelle sind das 128 Euro! Hallo? Ich bin sicher, mich verhört zu haben. Aber nein, 100 Pfund ich habe richtig gehört, weil die 100 Gäste ja auch eine schöne Auswahl an Ballons haben sollen. 100 Gäste?? Ich hake noch mal nach, ob ihre Tochter wirklich 4 oder 40 Jahre alt wird? Nein tatsächlich, ihre Tochter wird 4 und sie muss noch soviel organisieren: die Dekoration des Restaurants, das sie gemietet hat, das Kuchendesign entscheiden, die Snacks, die Give-aways.
Bei ihrer Aufzählung steht mir schon der Angstschweiß auf der Stirn. Erwartet uns am kommenden Sonntag etwa auch so eine Geburtstagsparty? Ist unser Geschenk überhaupt das richtige? Oder viel zu billig? Oh, Gott, was ziehe ich bloß an? Sollte ich mir vorher noch mal die Nägel machen lassen? Und Sam kann unmöglich in Löcherjeans und dreckigem Star Wars T-Shirt losziehen. Das heißt, wir alle müssen uns und unsere Garderobe komplett grundsanieren.
Völlig erschöpft verlasse ich mit Sam die Arztpraxis. Marc ruft an: „Und, alles okay?“ „Neeeein!!“, brülle ich ins Telefon. Ich höre wie Marc schluckt: „Was hat er denn? Ist es mehr als Husten?“ „Ach, das“, winke ich ab, „blöder Winterhusten, schnickschnack, aber du hast ja keine Ahnung, was uns am Sonntag blüht! Eventuell müssen wir einen Kredit aufnehmen für das Geschenk und drei neue Outfits und mein komplettes Make-over!“
„Lucie, ich habe keine Ahnung wovon du redest! Komm nach Hause.“
Sam steht neben mir auf dem Scooter und will ein Eis und dann den Bus nach Hause nehmen. „Wir laufen und ein Eis gibt es vor Sonntag nicht mehr. Das können wir uns nicht mehr leisten“, zische ich angestrengt. Sam schaut mich entnervt an, während ich ihn mit hektischen Schritten nach Hause stampfe.
Oh, Gott, ich kriege nen Vogel, wenn ich nur an Sonntag denke. Next week more news.
Tags: Geburtstag London
4 Comments
Oha, das klingt ja wirklich nach Partystress! Ich bin gespannt!
Letzte Woche habe ich hier in Holland einen Kindergeburtstag einer zweijährigen American Expat-Tochter miterlebt. Den fand ich aber noch recht harmlos, es wurde zuhause gefeiert und mehr als 20 Leute waren auch nicht da. Ein Post dazu steht oben auf meiner to-do-Liste!
Ich drück dir die Daumen, dass ihr keinen Kredit aufnehmen müsst! 😉
Groetjes aus Holland,
Kristine
Hallo Lucie,
Kindergeburtstag sind hier echt ein Kaliber fuer sich – prinzipiell wird die ganze Klasse plus Eltern und Geschwister eingeladen, dazu Unterhalter gebucht, ein Kuchen irgendwo bestellt, Getraenke fuer die Erwachsenen natuerlich auch – da wundert man sich immer wieder… Meiner Meinung nach haben die Kids da selbst gar nicht viel davon. Bisher konnten wir uns davor immer noch ganz gut druecken – und hat vielleicht dann auch noch einen Vorteil, wenn man ein ‚Sommerferienkind‘ hat… 🙂
Und im Londoner Westen ist es bestimmt noch mal um einiges krasser als bei uns im Osten… 🙂 Ich bin auf deinen Bericht gespannt.
Hallo Lucie,
wieder echt interessant und kurzweilig. Ich lese dich super gern, du bist eine der tollen Bloggerinnen, von denen ich in meinem eigenen letzen Post schreibe .-).
Viele Grüße nach London aus der alten Heimat Berlin!
Lol.
Ich erinnere mich an die erste Geburtstagsfeier zu der meine Tochter eingeladen wurde. Sie war 10 Monate alt und konnte noch nicht krabbeln. Der erste Zahn ließ ebenfalls auf sich warten. Da saßen wir nun im Softplay inmitten von 20 Babies und toddlers nebst den dazugehörigen Elternpaaren aus dem Babyclub des örtlichen SureStarts und natürlichden Familienangehörigen. Die beiden Tapeziertische an der Seite des Saales bog sich unter Last der Geschenke (Ich muss sagen ich platzte beinahe vor Neid – mein Hochzeitstisch sah nicht so aus ;)) und das Gewusel war ein Graus. Zur Verabschiedung gab es Goodiebags. Der Inhalt: eine Tüte Chips (S&V), Cadbury’s chocolate Buttons, Weingummi, Milky Bar,… etc. Goodness me, my child hasn’t even got teeth yet. Some things I’ll never get about the Brits…