Seit Batman alias Kitty sich in unseren Sardinen Urlaub eingebucht hat, hing die Frage über unseren Köpfe: Was tun mit ihr, wenn wir zurück fliegen?
Irgendwie ist uns ziemlich schnell klar: sardische Wildkatze in Berlin Mitte fühlt sich irgendwie verkehrt an, aber sie einfach zurücklassen auch. Marc nennt sie nur noch seine „Eintrachtkatze“, weil sie schwarz-weiß ist. Wie die Farben der Eintracht Frankfurt. Sam ist sowieso vollkommen verliebt in „seine“ Kitty und blökt jeden an, der sie streichelt, ohne ihn vorher zu fragen. Und ich, ach, ich liebe Katzen sowieso. Aber das hilft uns nicht weiter.
Und dann kommt ein Anruf von Marcs Eltern: Ihre Katze ist gestorben. Und zwar einen Tag bevor Batman-Kitty bei uns auftauchte. Und die beiden sehen oder sahen sich auch noch sehr ähnlich! In meinem Kopf höre ich bereits Hilly kreischen: „Luuuciiie, das ist eine Reinkarnation!! Die darfst du gar nicht zurücklassen. Damit versaust du dir auf immer und ewig dein Karma!“ Und ehrlich gesagt, sehe ich das genau so.
Marc sieht das Ganze wesentlich pragmatischer: „Wir rufen zuerst mal bei Germanwings an, ob wir die überhaupt mit nach Deutschland kriegen und dann gehen wir zum Tierarzt und hören, was der sagt. Und dann müssen wir ja auch noch meine Eltern fragen, ob die überhaupt wollen.“
Germanwings sagt ja, Marcs Eltern auch. Marc macht kurz ein Gesicht, als ob er sich gewünscht hätte, dass wenigstens einer was anderes geantwortet hätte. Aber dann seufzt er:„Wir brauchen eine Transportkiste für die Katze“.
Nur was heißt das auf Italienisch? Wir rufen mal wieder unsere Ferienhausvermittlung an. Die war ja schon so hilfreich bei meinem abgebrochenen Schneidezahn. Der Mitarbeiter ist so rührend und fährt mit uns verschiedene Läden ab. Ein Tipp: Sollte einer von euch jemals auf Sardinien eine Transportkiste für Katzen suchen, dann geht in ein Gartencenter. Da gibt es die. Keine drei Stunden später fahren wir endlich total verschwitzt und mit am Körper klebenden Klamotten – bei sengender Hitze, aber mit einer Katzen Transportkiste – wieder zurück. Sam hat eine in rosa/beige gewählt. Sie ist ja ein Batgirl, wie wir rausgefunden haben.
Marc will daraufhin gleich Kittys Ticket buchen und liest sich dafür noch mal die Statuten von Germanwings durch. „SCHEISSE!“, hallt es über unsere Ferienanlage. Was ist los? „Die wollen so ein Softcase und keine Hartschalen – Transportkiste für die Katze!“ Wir haben das falsche Modell gekauft. Wir fahren also wieder los.
Die Gartencenter rund um Budoni kennen wir ja mittlerweile, aber niemand hat eine weiche Tasche, die wasserdicht, verschließbar und trotzdem luftdurchlässig ist. Nach weiteren 2 Stunden stehen wir vor einem total verstaubten Blumenladen, der aber geschlossen hat. Im Laden ist alles so vergilbt, hier war bestimmt seit Monaten keiner mehr. Aber sie haben diese Tasche! Und die brauchen wir!! Sam schlägt vor gegen die Tür zu treten („NEIN, das machen wir nicht!“), Marc entdeckt eine Telefonnummer. Wir rufen an. Die Dame ist sehr freundlich, aber keiner versteht den anderen.
Wir bemühen ein weiteres Mal unsere Ferienhausvermittlung. Die sind entzückend, wirken aber mittlerweile etwas angestrengt von uns Katzen-Aktivisten. Sie rufen für uns bei der Dame an. Wir kriegen eine Wegbeschreibung zu einem kleinen Kaff: „Da ist ein Gartencenter und die haben noch eine Tasche da.“ Wir fahren hin. Ich gehe in das Gartencenter und sehe niemanden, außer staubigen Blumentöpfen und einer Gänsefamilie, die durch die Beete watschelt. Wir fahren noch ein paar Runden, aber im Umkreis von 20 km ist kein weiteres Gartencenter zu finden.
„Wir fahren da jetzt nochmal hin“, sagt Marc, der mittlerweile einen großen Ehrgeiz entwickelt hat, das Projekt „Batkitty“ zu einem glücklichen Ende zu bringen.
Und tatsächlich, kommt uns dieses Mal eine alte Dame entgegen: „Tedesci?“, fragt sie. Ja, genau, wir sind die bekloppten Deutschen… Sie winkt uns um die Ecke und da steht sie: Eine letzte, total verstaubte Katzentasche in braun – rosa Kroko -Imitat. „Perfetto!“, entfährt es uns und wir nehmen das unfassbar hässliche Ding mit. So kann man auch eine Insel kennenlernen.
Zuhause stellen wir beide Transportkisten geöffnet nebeneinander auf den Boden. Batkitty geht von der einen in die andere und legt sich dann zum Schlafen gleich in eine rein. Prima, Angst hat sie keine.
Freitag geht es mit ihr zum Arzt. Auch hier werden wir mit „Tedesci?“ begrüßt. Die Ferienhausvermittlung hatte uns angemeldet. Der Tierarzt ist ein kleiner Italiener in einer grünen OP Kluft, die mit Tiertatzen bedruckt ist. Er trägt die obligatorische goldene Kette um den Hals und der Kreuz -Anhänger liegt weich gebettet auf Unmengen von schwarzen Brusthaaren, die aus seinem V-Ausschnitt quellen. Er checkt die Katze durch. Sie hat Parasiten in den Ohren. Er legt was auch immer er aus ihren Ohren holt unters Mikroskop und lässt uns alle mal durchschauen. Sam ist völlig fasziniert von den „little monsters“, die da herumkrabbeln. Mir wird übel. Das Auge, das blind wirkte, hat nur eine richtig miese Entzündung. Und so bekommt sie lediglich eine Augencreme und eine Spritze gegen die Parasiten im Ohr und wir ein Gesundheitszeugnis.
Zuhause angekommen wird Batkitty gleich mit Augencreme verarztet. She is not amused, bleibt aber trotzdem bei uns sitzen. Sie weicht sowieso nicht mehr von unserer Seite, seit die Transportkisten da stehen. Wir packen unsere Koffer, sie setzt sich demonstrativ auf die Wäsche, die noch eingepackt werden muss. Wir gehen vor die Tür, sie folgt uns, aber sobald wir uns Richtung Haus bewegen, rennt sie vor und geht schon rein. Als ob sie was riecht.
Samstag um 5 geht’s zum Flughafen. Kitty hat die Nacht im Haus verbracht. Morgens sind alle Türen offen, während wir die Koffer zum Auto tragen, aber sie bleibt in unserer Nähe. Ich nehme sie auf den Arm: „So, jetzt geht’s los!“ Sie lässt sich von mir sofort in die Transportkiste stecken. Während der Autofahrt mauzt sie nur einmal. Sam singt für sie, ich streichele sie. Sie rollt sich ein und schläft bis wir am Flughafen ankommen.
„Jetzt bin ich nervös“, sagt Marc, als wir zum Schalter gehen. Ich auch. Wir haben alles dabei: Gesundheitszeugnis, 2 Transportkisten und Batkittys Flugticket. Die Nervosität ist unbegründet. Kitty kriegt einen Boardingpass und das war’s. Es läuft sowieso alles wie geschmiert: Beim Securitycheck nehme ich Kitty auf den Arm, weil ich sie nicht durchleuchten lassen möchte. Sie schnurrt und kuschelt sich an mich. Nach dem Softcase fragt niemand. Kitty darf in der größeren Plastikkiste bleiben. Im Flieger werden wir begrüßt mit: „Wenn sie was für die Katze brauchen, dann sagen sie Bescheid!“ Auf dem Flug sind noch 3 Welpen und eine Mamakatze mit ihren drei Jungen. Alle Tiere sind Findelkinder aus sardischen Mülleimern. „Das ist ja ein Tier – Flieger“, sagt Marc. Unsere Eintracht – Katze verschläft den ganzen Flug. Die Tür zur Kiste haben wir geöffnet. Kitty liegt halb auf meinem Schoß, halb in der Kiste. Sam hält ihre Pfote und schläft auch.
Als wir unseren Flug vor Wochen gebucht haben, da hatten wir uns noch über den Zwischenstopp in Köln geärgert. Jetzt kommt er wie gerufen. Wir übergeben Kitty an unsere Freunde, die sie zu Marcs Eltern aufs Land bringen. Da kann sie im Garten nicht nur Schmetterlinge jagen, sondern im Wald hintern Haus auch Rehen und Wildschweinen hinterherpirschen. Der Abschied fällt mir und Marc am schwersten. Sam ist viel pragmatischer: „Omi darf auf Batkitty aufpassen, aber es ist meine cat!“. Wir hätten sie so gerne behalten. Aber ich glaube auf dem hessischen Land ist die Eintracht – Katze besser aufgehoben. Gut angekommen ist sie und jagt schon die zusammengeknüllten Papierkugeln durchs Haus, die Opa ihn die Luft wirft. Ein Happyend für Batkitty.
Tags: Leben Reisen
7 Comments
Hallo liebe Lucie,
während ich diese Zeilen in mein Smartphone tippe, muss ich aufpassen, das meine Tränchen, die ich spätestens nach der Hälfte des Textes verdrücke, nicht zu einem Tränenmeer ausarten. Die Geschichte ist so rührend und so süß, und mein eigenes Gewissen fühlt sich auf einmal so mies. Wie oft habe ich meinen Kindern im Urlaub schon verklickert, dass man die liebgewonnenen Kätzchen und Hunde nicht einfach so mitnehmen kann. Man kann, wie eindrucksvoll beschrieben. Das bestätigt mich wieder einmal mehr , öfter nach dem
Motto “ Don’t wait for the perfect moment, just take it and make it perfect!“ zu leben.
Liebe Iris, danke Dir, aber dein Gewissen muss nicht mies sein. Diesmal hat es gepasst, aber wer weiß wie es beim nächsten Mal ist? Soviele Tiere wollen Oma & Opa dann auch nicht… Aber dein Motto gefällt mir trotzdem sehr! 😉 Lieben Gruß Lucie
Respekt Lucie! Gut gemacht.
Danke! Gebe ich auch an den Rest der Familie weiter… 😉
Hahahah – eine EINTRACHT KATZE! Allein dafür liebe ich euch 😀 Auf dem „hessischen Land“ geht’s ihr bestimmt prima 🙂 Da kann sie sich so richtig austoben und ihr besucht sie dann einfach 🙂
Was für eine schöne Geschichte… sie wollte unbedingt mit euch mitkommen. Dafür hat bestimmt die verstorbene Katze der Eltern gesorgt und die Batkitty zu euch geführt!
Seufz… auch ich habe ein paar Tränchen verloren…
Gott sei Dank,ich hab diesem Post entgegen gefiebert und sooo gehofft dass ihr sie mitnehmt !
Ich weine jetzt noch ne Runde.
Fühl dich gedrückt du Katzenretterin ♡ !