Sam hat in den vergangenen 6 Monaten in London wirklich unfassbar gut Englisch sprechen gelernt. Und wenn ich die englischen Sprache meine, dann meine ich das British English: sein Singsang, seine Aussprache und die Art und Weise, Dinge auszudrücken, ist unfassbar British!
Was er aber allerdings zu meinem großen Erstaunen ganz besonders beherrscht ist der englische Smalltalk. Und zwar in einer Qualität, die sogar die Engländer baff macht.
Gestern waren wir im Park. Sams Hauptinteresse gilt nach wie vor allen Hunden. Zum Glück sind die Engländer sehr verrückt nach Hunden, sodass wir immer eine große Auswahl haben. Er entdeckt einen Besitzer mit drei Hunden (zwei großen und einen kleinen – bitte nicht nach Rasse fragen, ich bin froh, wenn ich einen Bernhardiner von einem Pinscher unterschieden kann). Der Besitzer sieht so aus, wie ich mir den typischen englischen Schriftsteller vorstelle: schlaksig, out-of-bed-hairdo, Hornbrille, zerknittertes Sakko und leicht verpeilt.
Sam rennt (wie immer) mit erhobenem Zeigefinger hinter ihm her und ruft: „Excuse me! Excuse me! Excuse me!“ bis sich der Hundebesitzer umdreht. Dann setzt Sam sein charmantestes Lächeln auf und fragt: „Can I pet your dogs, please?“ (dazu bitte den britischen Singsang vorstellen)
Der Mann ist verblüfft: „You are such a professional asker! Yes, you may!“ und Sam streckt vorbildlich seine Hand aus, damit die Hunde ihn erst einmal beschnuppern können.
Der Besitzer ist begeistert und nickt mir lächelnd zu. Ich stehe etwas abseits und beobachte die Szene.
Während Sam die Hunde streichelt, legt er so richtig los: „These are a lovely dogs!“, setzt er an und fragt dann weiter: „What is their name?“ Der Besitzer ist perplex und antwortet gar nicht. Das spornt Sam nur weiter an. „And how old are they?“ Der Besitzer nickt mir anerkennend zu und antwortet Sam. Ich habe mich bereits weggedreht, weil ich so lachen muss. Da sitzt diese vierjährige Rotznase mit seinem Superhero-T-Shirt und seinen kurzen Hosen mit Grasflecken und benimmt sich, als hätte er den Masterkurs in der königlichen Benimmschule belegt.
Mit halbem Ohr höre ich Sam weiterplaudern, während er die Hunde streichelt: „It is a little cloudy today, but I dont think it will rain.“
Bei dem Satz beiße ich bereits in mein Tuch, um nicht schallend zu lachend. Von Sams Seite fallen noch weitere Sätze: „I like dogs and horses. Do you like horses, too?“ und zum Abschied „Bye bye you lovely dogs! See you soon!“, bevor er den Hunden und dem Mann zuwinkt und sich verabschiedet.
Der Hundebesitzer bleibt noch kurz stehen, bevor er mir zuruft: „I am impressed. He really knows how to make conversation!“
Ja, ich bin auch highly beeindruckt. Und auch den britischen Humor scheint Sam übernommen zu haben. Vorgestern hole ich unsere (ehemals) weiße Wäsche aus der Waschmaschine, die jetzt dank eines blauen Buntstiftes in zartem Himmelblau leuchtet. Als ich Sam frage, ob er eine Ahnung habe, wie denn der Buntstift da reingekommen ist, zuckt er mit den Achseln, um kurz darauf ganz trocken zu antworten: „Das war die Putzfrau! Vielleisht dachte sie das is ein T-Shirt?“
Ach, I love it! And I love him!
Tags: Sam fragt
5 Comments
Klasse!!! Ich schmeiß mich hier weg!! 😀
Ahhhh, serh gut! So soll es sein!
Hilarious!! Bitte mach nächste mal ein Video davon wie Sam mit Hoch erhobenem Finger auf die Besitzer losrennt!
By the way- ich lese deinen Blog seit eurem Umzug nach London NOCH viel lieber, da ich seeeehhhr gut deine Lage nachempfinden kann- ich komme aus /wohne in Berlin- aber London hat mein Herz.
Genieß die Zeit- oder belib am besten gleich da- ich will noch mehr Royal stories 😉
Ach ja, ich würde auch so gerne hierbleiben…bei Kate & William und Lupo… schnief, aber wer weiß wo wir noch landen…
Ich liebe sam,mehr davon ♡