Als wir uns im Landeanflug auf London befinden, sieht Sam aus dem Fenster und fragt mich völlig überdreht und mit sich überschlagender Stimme: „Mama, und das ist die Hauptstadt von London?“ Dann kreisen wir noch 15 Runden über dieser Hauptstadt, bis wir die Landeerlaubnis bekommen, weil Heathrow wie immer überfüllt ist. Sam schläft 10 Sekunden vor der Landung erschöpft ein.
Er hat sich wirklich gut gehalten in den letzten Tagen. Er hat alles brav mitgemacht: Das Packen und unsere Hektik. Zwar hat er mir kurz die Hölle heiß gemacht, weil ich aus Versehen sein neues Piratenboot mit in die Kisten gepackt hatte, die nach London vorgeschickt wurden. Aber eigentlich habe ich so ein Glück, dass ich so ein reiselustiges Kind habe, das mich seit Tagen löchert: „Darf ichs in Ingland auch in Kindergarte gehe?“, oder „Habe ish eine Zimma da?“ oder „Is da auch eine Zoo?“
Und jetzt sind wir da! In Ingland! In der Hauptstadt von London!
Wir hatten keine Zeit gehabt, uns die Wohnung vorher live anzusehen. Das Treppenhaus ist irre schmal und da wir die Dachwohnung gemietet haben der Weg dorthin auch weit. Wie gut, dass ich gerade wieder angefangen habe zu joggen. Diese Treppe wird meinen Po bei Rückkehr nach Deutschland aussehen lassen wie den von Heidi Klum!
Der vor ca. 20 – 30 Jahren verlegte Teppich löst sich gefährlich an den Treppenschwellen. Also, mit drei Gin Tonic im Kopf sollte man hier nur hoch und runter krabbeln. Oder auf jeden Fall einen Fahrradhelm tragen.
Die Wohnung ist zum Glück von Innen aber so zauberhaft wie auf den Bildern im Netz. Sie erinnert mich an meine Wohnungen in New York: großartige antike Möbel vom Flohmarkt, eingebaute Regale und Schränke, Kelims auf dem Holzboden und es zieht durch die schönen alten und völlig undichten Fenster wie Hechtsuppe. Der ganze Look ist „shabby chic“. I love it!
Und auch hier, wie in N.Y. flackert das Licht wenn die Musik zu laut spielt, das Wasser in der Dusche wird kühler wenn man Tee kocht. Die Heizung läuft über den Heißwasserboiler und hat zwei Einstellungen: „Brüllend heiß à la finnische Sauna“ oder „Still ruht der See in der Antarktis“. Unser zauberhafter Vermieter (very british – er schreibt nicht umsonst Biographien über das britische Königshaus) antwortet uns auf unsere Frage, ob es einen Trick bei der Heizung gibt: „I am afraid not.“
Aber damit ich mich auch an Berlin erinnert fühle, ist auch hier das kleine Rad am unteren Korb der Spülmaschine kaputt und man muss den Korb leicht anheben, damit man ihn reinbekommt. Und eine kleine Flasche Agavendicksaft steht wie ein Willkommensgruß in der Küche. Damit süße ich auch in Berlin meinen Kaffee.
Ein Spielplatz ist vor der Tür (Sam ist im Glück), sämtliche Supermärkte in Laufnähe (Marc ist im Glück) und eine Reinigung inklusive Wäscherei direkt um die Ecke (Ich bin im Glück). Es gibt zauberhafte Cafés mit selbstgebackenem Kuchen (Ich bin im Glück), ein Pub für alte Soldaten mit einem Schild davor: „Visitors welcome“ (Marc ist im Glück) und eine Bushaltestelle vor der Tür für die schönen roten Doppeldeckerbusse (Sam ist im Glück).
So, jetzt kann es losgehen! Das Abenteuer London! Morgen kommen die Kisten, Sams Bett („Nish slimm, Mama, ish slafe einfach solange bei euß!“) und dann kommen die „ersten Tage“: Sams erster Kitatag, Marcs erster Arbeitstag, mein erster Tag alleine in London und und und… stay tuned! Ich berichte live & in Farbe…
4 Comments
Kingt toll! Und „I am afraid not“ brachte mich gerade zum Lachen. Die Briten, die sind so charming. 🙂
Viele Grüsse nach Ingland!
Klingt ziemlich perfekt. Viel Freude in der Hauptstadt von London. Ich freue mich auf die Geschichten und Geschichtchen.
How absolutely fabulous, daaaaling! Oh ich wünsche Euch so viel Spaß! Andererseits sind wir gerade bei Traumwetter und Traumschnee im Schiurlaub, das schmälert den Neid. (frag mich ma nächste Woche, wenn ich wieder arbeite!)
Alles, alles Gute und viel Spaß in London!
Penny
Gruss aus dem Londoner Speckguertel rein in die Stadt…habe deinen Blog gerade eben erst entdeckt und freu mich auf mehr 🙂